Das Entscheidende bleibt die menschliche Zuwendung
Beim Symposium „Demenz betrifft uns alle“ ging es auch um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz
Beim Symposium „Demenz betrifft uns alle“ ging es auch um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz
Dortmund. Michael Schmieder ist überzeugt: Angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege „brauchen wir Künstliche Intelligenz als Hilfe und müssen diese auch als solche anerkennen.“ KI, so der Demenzexperte aus der Schweiz weiter, sei lernfähig und geduldig und könne insbesondere auch Angehörige von Patienten mit einer Demenzerkrankung unterstützen und entlasten. KI in Gestalt eines humanoiden Roboters könne entspannt mit dem Kranken umgehen, „weil er – im Gegensatz zu den Angehörigen – keine gemeinsame Geschichte mit dem Kranken hat.“ – Michael Schmieder war einer der Referenten beim Symposium „Demenz betrifft uns alle“, das die Städtischen Seniorenheime (SHDO), das Klinikum Dortmund, das Sozialamt der Stadt Dortmund und das Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz in der vergangenen Woche im Wilhelm-Hansmann-Haus veranstalteten.
Der demographische Wandel sorgt dafür, dass schon heute mehr als jeder Vierte in Deutschland 60 Jahre und älter ist. Bis Mitte des Jahrhunderts wird sich ihre Zahl noch einmal deutlich erhöhen. Viele werden mit zunehmendem Alter professionelle Pflege und Betreuung benötigen. Und eine große Zahl von ihnen werden an einer Demenz erkranken. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft rechnet für das Jahr 2050 mit 2,4 bis 2,8 Millionen Menschen mit Demenz.
Dürfen diese oder ihre Angehörigen darauf hoffen, dass ihnen die moderne Medizin in absehbarer Zeit helfen kann? Dr. Nina Günther, Chefärztin der Geriatrie an den Johanniter Kliniken Hamm, berichtete von guten Ansätzen in der Antikörpertherapie und verbesserten diagnostischen Möglichkeiten, dämpfte aber die Hoffnungen auf ein Medikament, das in absehbarer Zeit eine Demenzerkrankung verlangsamen oder gar verhindern könne.
Angehörige von Demenzkranken sind für Uwe Johansson „Zweitpatienten“; denn sie übernehmen einen Großteil der Pflege und Betreuung der Demenzkranken, sind dadurch selbst stark belastet und vernachlässigen oftmals ihre Selbstfürsorge. Deshalb, so der Chefarzt der Gerontopsychiatrie an der LWL Klinik Dortmund, nehme man die Angehörigen mehr und mehr in den Blick und unterstütze sie dabei, dass sie physisch und psychisch stabil bleiben.
Läuft es bei der Versorgung von Demenzkranken also zwangsläufig auf KI hinaus? Sicherlich nicht; denn KI kann zwar wertvolle Hilfe leisten, das Entscheidende aber – darin waren sich alle einig – bleibt die menschliche Zuwendung.
Bildunterschrift:
Für den Einsatz von KI in der Betreuung von Demenzkranken plädierte Demenzexperte Michael Schmieder (2. von rechts). Unser Bild zeigt ihn zusammen mit (von links) Prof. Dr. Thomas Reinbold, dem Direktor der Klinik für Geriatrie am Klinikum Dortmund, der das Symposium moderierte, SHDO-Geschäftsführerin Elisabeth Disteldorf, Bert Schulz vom Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz, Regina Ewald, der Leiterin des Sozialdienstes im Klinikum Dortmund, Uwe Johansson, dem Chefarzt der Gerontopsychiatrie an der LWL-Klinik Dortmund, und Peggy Elfmann, die mit einer Lesung das Symposium abrundete.
Foto: SHDO